Der zurückliegende Freitag war an der Kasseler Bahn der letzte Serienlauf in diesem Kalenderjahr, der das veränderte SRK-Streckenlayout unter die Räder nahm. Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten damit erstmalig mit der weniger herausfordernden Bremsschikane nach Start und Ziel ihren Frieden machen und eine Antwort auf die Frage finden, um wieviel Zehntel sich die Durchfahrtszeiten verbessern und damit in der Folge die zurückgelegten Weiten erhöhen würden.

Es wurde somit ein Abend der Rekorde, sowohl bei den Rundenzeiten als auch den zurückgelegten Distanzen und zusätzlich der Fahrzeugpremieren, der schnellen fluoreszierenden Marlboroboliden, eines Massenfehlstarts, der persönlichen Vergesslichkeiten sowie Terminkollisionen und auch der erregten Technikreflexionen nach Rennende. Doch dazu später mehr.

Mit 20 Boliden im Grid bekamen wir glücklicherweise erneut vier volle Startfelder gefüllt, allerdings standen letztlich so wenige wie noch nie am Start. Das hatte damit zu tun, dass wir im Vorfeld das Pfingstwochenende nicht wirklich auf dem Schirm hatten, dass blöderweise auch noch Überschneidungen mit einem Event in Gießen vorlagen und zu allem Überfluss einige potentielle Teilnehmer vom Schicksal der partiellen Amnesie betroffen waren und den Termin einfach vergaßen. Dumm gelaufen, muss man da wohl sagen.

In Sachen Terminansetzung geloben wir aber Besserung für das Jahr 2024, denn auch im Vorjahr war der zweite Termin im Mai/Juni das am schwächsten besuchte Event der Revoslotmeisterschaft für alle in Kassel in den Hallen des SRK. Man muss den gleichen Ansetzungsfehler ja nicht dreimal hintereinander machen.

Wer aus der Documentastadt Kassel kommt, der weiß ganz automatisch, was ein Bild im Bild ist. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim SRK frönten am Freitag diesem künstlerischen Anspruch, wie man hier sehen kann. Während des Qualifyings sackten die Zeiten ganz automatisch ab und beim Blick auf die Renneinstellungen herrschte plötzlich sogar ein klein wenig Angst und Panik vor, denn die vor zwei Jahren fixierte Minimalzeit war scheinbar etwas üppig bemessen. Konnte es womöglich sein, dass Rennzeiten zu schnell ausfallen würden und Runden deshalb ungezählt blieben?

Am Ende hatten wir aber Glück. Gerade eben so. Die Rundenzeiten verbesserten sich doch nicht um ganze 3 Zehntelsekunden. Damit reagierten die Revosloter nicht so stark wie die 124er-Boliden auf das neue Streckenlayout.

Was sich hingegen nicht veränderte, war die großartige Qualivorstellung Alfreds, gerade auch im Vergleich zum ersten Serienlauf. Er kennt die Bahn erst seit wenigen Monaten und lieferte erneut eine sehr beeindruckende AM-Vorstellung ab. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sich den AM-Klassensieg 2023 nicht sichern kann, denn auch am Freitag konnte er mit seiner Qualileistung in den Toplauf vordringen und dort Robse, Rudi, Jürgen und Roland später zunächst mächtig unter Druck setzen. Gerade zu Beginn hatten die Jungs ihre liebe Müh und Not mit seinem GT-One im 99er Le-Mans-Design. Erwartbar war das in keiner Weise.

Einen Platz im Toplauf verpasste Reini unterdessen mit dem Harlekin-911 nur knapp, während Alex F40 abermals nicht so richtig laufen wollte. Die Zeitenverbesserungen blieben bei der italienischen Diva diesmal in Teilen aus. Wie sich erst in dieser Woche am Mittwoch zeigen sollte, war das in erster Linie eine Frage des Stromkontakts, denn auch der schwarz-rote GT kann 7er-Rundenzeiten abliefern, sofern denn der Kontakt zur Litzenoberfläche passt. Doof.

Kevin klassierte die zweite Italienerin mit offenem 333SP-Marlboro-Design ebenfalls in das zweitbeste Startfeld. Das war ihm bislang noch nie gelungen. Keine Frage, er hatte sich einiges vorgenommen. Carsten und Karsten vervollständigten dieses Startfeld. Am Ende bot es ein Rennen der absoluten Spannungsspitzenklasse, wie wir noch sehen werden.

Der Grid der Qualifikanten 11 bis 15 war ein Mix aus PRO1, PRO2 und AM-Piloten. Vitali als echter Premierenstarter ließ seinen Marcos fliegen und Werner machte genau das gleiche mit dem 911. Allerdings anders. Häufig abseits des Slots und Purzelbaumschlagend. Das war schon hart. Stefan, SMK und Micha rundeten das dritte Startfeld ab. Stefan mit einem neuen Marcos und Sven Michael mit dem bekannten Jägermeister-911GT2. Doch auch Micha als zweiter Premierenstarter hatte seine Freude mit dem eigenen mitternachtsschwarzen GT-One, die im Rennverlauf noch größer werden sollte.

Hier sehen wir die Reihenfolge der Startplätze 16 bis 20. Auf Platz 16 stand der grüne GT-One Biancas. Die Zeiten passten leider nicht so ganz, um weiter nach vorn zu rollen und auch im späteren Rennverlauf ging es nicht wirklich besser. Bianca war lang nicht an der Bahn und außerdem machte sie einen renntaktischen Fehler. Da ging in der Vergangenheit schon sehr viel mehr. Seltsam, seltsam.

Auf Platz 19 wartete unterdessen der GT-One im fiktiven, aber schicken Leyton-House-Design. Das Auto war zwar richtig schön, aber noch nicht so schnell, wie es sein sollte. Ich bin da aktuell ziemlich rat- und ahnungslos, wo die Ursache dieses Performancedefizits zu suchen ist. Vielleicht ist es auch nur der Motor.

Neben diesen japanischen Flundern komplettierten Jörg B., Katze und Thomas S. das reine Amateurstartfeld mit ihren drei GT-Modellen in der hinteren Startgruppe. Zweimal setzten sie dabei einen 911GT2 und zusätzlich einen Marcos ein. Jörg war nach längerer Zeit wieder mit von der Partie, immer fixiert und getrieben durch die Herausforderung, endlich einmal die 90-Rundenmarke zu knacken.

Die Katze wollte stattdessen nur nicht weiter auffallen, denn sein Marcos war tatsächlich erstmals leise. Unglaublich ist es, wie entspannt doch solch ein Rennen ohne kreischendes Getriebe sein kann. Thomas hatte unterdessen völlig das Qualifying verwachst. Dass er soweit hinten stehen würde, hatte er selbst vermutlich am wenigsten für möglich gehalten.

In den Bremszonen nach den langen Geraden konnte man während des ersten Rennens sehr schnell erkennen, wie stark der giftgrüne Toyota Biancas in Fahrtrichtung nach links versetzte. Sie hatte ihre Bremse viel zu stark aktiviert und so ging es im Klassement Schritt für Schritt nach hinten, denn dieser Rettungsanker kostet nun einmal richtig Zeit und damit automatisch auch Weite. Letztlich blieb ihr deshalb nur der neunzehnte Platz, unmittelbar vor Jörg, der seinen Kampf gegen die 90-Rundenmarke abermals knapp verlieren sollte. Unmittelbar vor der einzigen Amazone des Abends klassierte sich der 911GT2 SMKs. Sven Michael hatte sich abermals enorm verbessert gezeigt und einzig die vermaledeite fünfte Spur verhinderte, dass er nicht in Richtung 98 Runden unterwegs sein konnte. So blieb seine Rennauswertung bei 95,81 Umläufen stehen.

Die Katze und Florian scheiterten unterdessen selbst nur knapp an den 98 Runden, während Stefan, bei seinem dritten SRK-Rennen überhaupt, 98,80 Runden zurücklegte. Damit hatte Thomas S. mit über 99 Runden die Möbel doch wieder etwas zurechtgerückt und die drittbeste AM-Weite des Abends gesetzt und das aus dem letzten Lauf heraus. Sauber gemacht! Der 911GT2 im Rothmanskleidchen kann also doch etwas.

Micha Ku. schaffte unterdessen etwas ganz besonderes. In seinem ersten Revoslotrennen überhaupt konnte er seinen GT-One auf den 13. Gesamtwertungsplatz stellen. Das war schon einmal sehr ordentlich und ganz nebenbei die zweitbeste AM-Weite des Abends. Noch dazu schaffte er das Kunststück, eine ganz besondere Weite von 99,99 Runden abzuspulen. Das kann man ganz bestimmt nicht lernen. Das ist Talent. Und zwar einzigartiges.

Davor stand dann Werner mit 101,20 Runden. Hinter Werner waren damit nur Amateurpiloten klassiert, was im Umkehrschluss bedeutete, dass alle anderen PRO-Piloten, egal ob Klasse 1 oder 2, besser als er selbst gefahren sind. Auch das durfte man so in keiner Weise erwarten, trotz des zickigen Verhaltens seines 911ers. Direkt vor ihm, mit einer knappen halben Runde Vorsprung, hatte sich Vitali auf den elften Platz in der Gesamtwertung gefahren. Keiner der Qualifikanten der zweiten Startgruppenhälfte war damit in der Lage, in die beiden vorderen Topfelder einzubrechen. Closed Shop quasi, allerdings nicht artenrein, wie man noch sehen wird.

Blitzstart eines Trios im Lauf der Zweitbesten. Carsten und Reini kamen noch vor Alex auf den Außenbahnen am schnellsten aus den Startblöcken.

Kevin ließ das vordere Trio etwas ziehen. Knödl blieb dagegen noch entspannter. Ein verkappter Sitzstreik war das wohl. Diese Entspanntheit sollte ihm am Ende einen Platz im Klassement kosten, denn in dieser ersten von 900 Rennsekunden holte sich Kevin schlussendlich bereits genau den Vorsprung, den er am Ende brauchte, um den blauen Mercedes CLK-GTR auch weiterhin hinter sich halten zu können. Schon verrückt, wie sich Rennverläufe mitunter entwickeln.

Man sieht es hier schon, das Rennen war und blieb eng, eine halbe Minute vor dem letzten Spurwechsel. Auf den Mittelspuren wurden 8,1er Zeiten gefahren, die Randakteure hingen zeitenmäßig etwas zurück. Dass Carsten 3-4 Zehntel fehlten, lag wohl an der fehlenden Übung, gerade auch mit der neuen Schikane, denn eigentlich geht die erste Spur viel besser. Dass die fünfte Spur zurück hing, war normal. Diese Spur ist nun einmal schlicht und ergreifend die langsamste.

Alle Fahrzeuge lagen zu dieser Zeit noch innerhalb von nur zwei Runden und der Spannungsbogen wurde hochgehalten. Schließlich durfte Carsten am Ende noch von Spur “1” auf die Qualifikationsspur “3” wechseln – für sehr viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist das generell die schnellste und in der Regel auch fehlerfreiste Spur an einem Rennabend. Und Kevin, hier noch auf Spur “3” unterwegs, musste auf die wenig geschätzte Außenspur “5” wechseln.

Damit war vollkommen klar: Kevin würde in seinem Schlussturn Druck von dem komplett versammelten Konkurrenzquartett bekommen und zwar nicht zu knapp, denn keiner lag weiter als eine gute Runde zurück. Da darf das Hemdchen schon einmal feuchter, und der Finger am Reglerabzug zittriger werden. Denn wenn man sich nicht versieht, kann man auch ganz fix komplett ans Ende durchgereicht werden, insbesondere dann, wenn es einfach nur blöd läuft.

Noch Fragen? Das nenne ich einmal spannend. Kevin kämpfte wie ein Löwe, weil er miterleben musste, wie sich die versammelte Meute immer näher an ihn heranrobbte. Carsten setzte schnelle Rundenzeiten und fuhr fehlerlos. Reini und Alex machten Druck und auch Knödl drückte, was nur ging. Am Ende war es dann der eine Fehler zu viel oder eben zu wenig, der über die Plätze 2 bis 4 in diesem Lauf entscheiden sollte.

Alex konnte sich recht schnell auf den ersten Platz vorschieben, mit exakt einer Runde Vorsprung am Ende. Die übrigen 4 Kontrahenten waren durch eine lächerliche halbe Runde getrennt. Jeder hätte hier jede Position belegen können, deshalb strahlte Kevin zum Schluss vom rechten bis zum linken Ohr.

Er hatte auf der herausfordernden fünften Spur allen Angriffen erfolgreich widerstanden, auch wenn es extrem eng werden sollte, denn Knödls CLK fehlten nur zwei(!!) lächerliche Teilstriche. Wie auch immer, dieses Rennen war nichts für schwache Nerven. Reini bestätigte diesen Eindruck. Seinen Fluch über das einmal zu häufige Ausspuren auf der schnellen zweiten Spur höre ich noch immer in meinen Ohren. Kevin bestimmt auch.

Danach gaben die Jungs ganz vorn Gas. Aber so richtig. Oder auch nicht. Denn nach einem Wimpernschlag standen alle wieder. Einer hatte gezuckt und alle anderen mit ins Verderben gerissen. Ich weiß selbst auch gar nicht mehr, wer der eigentlich schuldige Ööbelttäter war. Alfred musste mich erst wieder daran erinnern. Es dauerte also etwas länger, bis die Zeitnehme reihenweise 7er-Zeiten auswarf, außer bei Jürgen, dessen 911GT2 keine Runde unter der 8-Sekundenschwelle zulassen wollte.

Alfred hielt sogar über zwei Stints mit 41 Runden den Druck auf das Toptrio aufrecht, bevor er auf Spur “1” erstmals abreißen lassen musste. Danach unterliefen ihm zunehmend mehr Fehler, was schlussendlich dazu führte, dass er mit seinen 101,65 Runden bis auf den zehnten Platz abrutschte. Im Grunde holten ihn dabei alte Verhaltensmuster ein: auf der Suche nach immer schnelleren Zeiten verlor er die Fehlerfreiheit völlig aus dem Blick, denn bei seiner Rennpremiere im Frühjahr ist er auf einer schwieriger zu befahrenden Strecke sogar eine Runde weiter gefahren. Sachen gibts.

Auch Jürgen schaffte es nicht, die Fehlerfreiheit der Spitze zu duplizieren, zumal er von vornherein, auf der fünften Spur startend, nur die Rücklichter seiner Konkurrenten sehen konnte. Trotzdem kämpfte er nach Kräften, rutschte am Ende jedoch sogar noch hinter Alex zurück, der sich damit Gesamtwertungsplatz vier am Rennabend sichern konnte.

Davon völlig unbeeindruckt drehten Robse, Rudi und Roland ihre Runden. Zwei fluoreszierende Marlboro-Porsche, einmal GT2 und einmal GT1, gegen den gelben Martini-Marcos Rudis. Wie gut Roland als PRO2-Starter dabei unter den PRO1ern mitschwimmen konnte, das war schon beachtlich. Eigentlich dachten wir alle, dass die schmale Vorderachse des GT1 nicht zum Layout beim SRK passen würde. Falsch gedacht. Wie auch immer, am Ende fehlte ihm nur eine Runde als Dritter auf die Spitze. Mein lieber Mann, ich bin beeindruckt.

An der Spitze ging es im Grunde so aus, wie zuletzt häufig. Rudi hat das etwas schnellere Auto, er nutzte aber seinen Vorteil nicht. Ein Fehler zu viel bedeutete am Ende: Robert ist vorn. Aber saumäßig knapp war es. Unter dem Strich fuhren die Besten dabei ein bis zwei Runden weiter als bislang. Neue Schikane sei Dank. Eine Überraschung war das nicht.

Für das abschließende Sprintfinale über 6×1 Minute der Klassenbesten hatte sich Kevin erstmals in der PRO2-Klasse und Micha bei den Amateuren qualifiziert. Bei beiden war dann die Spannung etwas raus, so wie bei Alfred auch. Besser machten es hingegen Rudi und Roland: Sie konnten den 911GT2 Robses hinter sich lassen, damit holten sich Rudi und Roland einen Punkt in der Wertung auf den Freitagprimus zurück. Geht doch!

Ein Blick auf das Fahrzeugfeld: 15 Modelle mit Seriengetrieben, 5 mit alternativen Spurzahnrädern.

Damit ist es Zeit für eine vorläufige Schlussbemerkung: Sie betrifft Carstens emotionale Klage nach Rennende, ob der an ihm vorbeigegangenen und nicht zielführenden Reglementanpassung vom 13. Januar, in dem alternative 33er Spurzahnräder zugelassen wurden.

Das kann man als Widerspruch zum eigentlichen ootb-Gedanken sehen. Konsequenterweise müsste man dann aber wohl auch die Lexanscheibenanpassungen beim F40 und Supra der Saison 2022 in Zweifel ziehen und auch die zulässigen Anpassungen aus 2021 (Kabel, Ösen und besonders die Schleifer) ebenso untersagen. All das wirkt sich schließlich mehr oder weniger stark auf Performancepotentiale aus, vom viel schnelleren Streckenlayout nach dem Schikanenumbau im April mal ganz abgesehen. Doch wie auch immer, im November nach dem vierten Saisonrennen komme ich auf diesen Einwurf noch einmal zurück.

Jetzt freuen wir uns erst einmal auf den Sommer und danach auf den dritten Serienlauf im September. Mal sehen, was da so geht…

Alex