Was Mann und Frau an der Rennbahn doch nicht alles so erleben können…

Da gibt es panische Frühstarts oder zittrige Finger der Rennleiter am Chaosschalter. Letztere dienen auch immer einem sehr guten Zweck, schließlich soll ja Fahrzeugkernschrott verhindert werden. Däh!

Ausfallende Bremsfunktionen am optischen Abgriff des Witec-Reglers gibt es auch. Das ist leider ein Klassiker in Nordhessen, den Olli diesmal ziehen sollte, was in diesem Fall auch mit Fahrzeugflugeinlagen jenseits des MDF-Runds verbunden war. Aua.

Wortfindungsschwierigkeiten der Einsetzer bei der Chaosanforderung an die Rennleitung waren ebenfalls zu beobachten. Das ist schon etwas Neues und hat hoffentlich nichts mit Corona zu tun. Oha.

Wenn mehrfach falsch umgesetzte Modelle erst einmal Fremdstrom vor dem Abflug ziehen und dann irgendwo einschlagen, irritiert das schon gewaltig. Tja, wadd soll ich da sagen? Die Rückkehr zum Zündfolgenspurwechselprinzip fiel ganz offenbar nicht allen so richtig leicht. Puh.

Wenn tief im Tunnel versunkene Fahrer das direkt in Griffweite ausgerollte eigene Auto übersehen und vor dem Neustart nicht umsetzen, dann hat das auch etwas! Das ist fast ohne historisches Vorbild. Wahnsinn.

Wenn verirrte oder verwirrte hocherfahrene Fahrer sich wundern, dass der eigene Wagen im Qualifying nicht fährt, der Technikcheck im Anschluss unauffällig endet, bei der Rückkehr an die Bahn aber deutlich wird, dass der Regler zuvor wohl in Spur “4” statt “3” steckte, dann ist das der Hammer schlechthin! Unfassbar eigentlich.

Am Freitag rollten mit je 6 PRO1- und PRO2- sowie 9 AM-PilotInnen erneut 21 Boliden an den Start. Darunter waren 10 NeueinsteigerInnen, welche die fehlenden Starter der Märzauflage ersetzten. Mit nur drei GTs (Porsche 911GT2, Marcos LM600, Ferrari F40GTE) und 3 GTPs (Toyota GT-One, Ferrari 333SP und Mercedes CLK-GTR) zeichnen sich dabei eindeutige Präferenzen ab.

Die beiden meisteingesetzten Fahrzeuge entfielen auf die 911GT2 und LM600, was natürlich auch den Einsatzregeln geschuldet ist, da die PRO1-Starter nur GTs nutzen dürfen, um das Gesamtklassement nicht zu weit zu spreizen.

Überraschungsgarantie inklusive…

Erwartungshaltungen sind ja grundsätzlich vor jedem Rennstart zu greifen. So auch am Freitag. Im Toplauf werden schon die vermeintlichen PRO1-Favoriten versammelt sein. Denkste. Wie schon im März hatten sich erneut Underdogs ganz vorn eingeschlichen.

Knödl etwa, der seinen GTP auf einen irren zweiten Startplatz stellte und Florian H., der seinen GT-One-Rollout zu einer Leistungsexplosion nutzte und auf dem vierten Platz ausrollte. Für AM-Klassierte scheint dieser Überraschungsplatz offenbar gebucht zu sein, denn im März gelang Dirk aus Dresden das gleiche Qualifying-Kunststück. Ganz vorn zauberte unterdessen Jörg C., der mit seinem 911GT2 eine 8,081 in die Bahn brannte. Das war zügig, mein lieber Mann.

Jürgen, Werner und Rudi mussten deshalb zusehen, während die schnellsten Qualifikanten ihr Rennen absolvierten und auch der Überraschungsdritte des März, Carsten S., schaffte diesmal den Einbruch in den Toplauf nicht. Fabienne sicherte sich mit ihrem GTP den 10. Platz, nur 3 Tausendstel vor Felix, der mit seinem 911GT2 nicht so richtig zufrieden war, da der Porsche seinen aggressiven Stil nicht in der gewünschten Form tolerieren wollte.

Die schnellste GT-Pilotin war hingegen Bianca, die sich damit als Fünfzehnte einen Platz in Gruppe 3 sicherte, während die überflügelte Sabrina die letzte Startgruppe anführte. Für Bianca zahlte sich diese Leistung auch punktetechnisch aus, denn als schnellste GT-Pilotinnen der AM-Klasse brachte diese Zeit einen Bonuspunkt für die Gesamtwertung.

Hinten im Bus hatten sich mit Florian G., Olli und Mario drei echte Premierenkinder eingefunden, die bislang noch nie Runden an der Bahn des SRKs drehten. Dass das überhaupt mithilfe der Revoslots möglich wird und Berührungsängste abgebaut werden, ist einfach toll. Mario setzte unterdessen eine Runde mit 9,593 sec., was Olli zum Anlass nahm, sein Ziel zu verkünden:

Er wollte in seiner Qualirunde eine Hundertstel schneller sein!

Das schaffte er jedoch nicht, knapp 21 Hundertstel war er letztlich schneller. Florian G. war sogar noch deutlich beflügelter. Mit seinem Mercedes CLK-GTR setzte er eine 8,910-Runde und damit distanzierte er nicht nur die Premierenstarter, sondern auch Andy und Micha K.

Ready to race…

Sabrina schwamm sich in ihrem Rennen zunehmend frei und mit annähernd 97 Runden ging es für sie soweit nach vorn wie noch nie. Letztlich fing sie sogar noch Felix und Bianca ein, das ging demnach schon richtig vorwärts. Florian G. bestätigte seine tolle Qualileistung und ergänzte sie um mentale Stärke.

Mit nur drei Teilstrichen distanzierte er Micha K., wobei beide mehr als 91 Runden abspulten. Andy verbesserte sich zwar, allerdings scheiterte erneut knapp an der 90-Rundenmarke. Olli mit knapp 87 und Mario mit gut 80 Runden rundeten das Klassierungsbild der hinteren Startgruppe ab.

Rudi zeigte im nachfolgenden Lauf neben Reini, dass auch jenseits der Qualizeiten 1-10 es richtig vorwärts gehen kann. Mit 102,90 Runden war Rudis Weite schon einmal ein Fingerzeig für die Nachfolgenden, während Reini endlich einmal sauber durch das Rennen kam und die 100er-Klippe mit 100,33 Runden meisterte, obgleich das Getriebe seines 11ers einen respektablen Lärm erzeugte. Kevin musste in diesem Feld die beiden zwar ziehen lassen, er distanzierte jedoch Felix und Bianca, wenn auch der Fall 100er-Marke noch nicht gelingen wollte. Trotz allem war die Performance so gut, dass er sich damit einen Platz im Schlusssprint sicherte.

Roland drückte den flüsterleisen Gegenentwurf, den gelben 333SP, in der Folgegruppe im Vergleich dazu noch eine halbe Umrundung weiter, während Jürgen, Werner und Carsten noch weiter rollten. Jürgen überflügelte mit 103,12 Runden sogar Rudi und setzte damit die anschließend antretende Topgruppe sogar noch mehr unter Druck. Einzig Fabienne verpasste ganz knapp die 100-Runden-Klippe, verbesserte ihren eigenen Weitenrekord jedoch deutlich.

Die Vorkommnisse des Top-Laufs reichen im Grunde für zwei komplette Rennen allein, so viel konzentrierter Irrsinn während einer Dauer von 15 Rennminuten war ohne historisches Beispiel. Die coole Folge dieses Phänomens belegte ein historisch beispiellos enges Gesamtklassement. Die Top-11-Piloten lagen innerhalb von dreieinhalb, die Top-5 innerhalb von 0,8 Runden. Jeder aus diesem Quintett hätte demnach gewinnen können, wenn irgendetwas nicht passiert wäre. Schon verrückt.

Finale Grande…

Am schadlosesten und abgeklärtesten verhielten sich die Außenseiter des Toplaufs. Sowohl Florian H. als auch Knödl nahmen den sie begleitenden Wahnsinn einfach nicht zur Kenntnis. Sie fuhren stattdessen ihr Rennen und rollten auf die Plätze 6 und 10, mit Weiten jenseits der 100-Rundenmarke.

Alex, Jörg und Marcowitsch waren stattdessen, teils mehrfach, von falsch umgesetzten Fahrzeugen beim Spurneustart betroffen. Marc hatte zusätzlich zum Rennstart einen zittrigen Finger am Abzug. Ohne den eigenen Fehlstart hätte er gewonnen, ohne Fehleinsetzung hätte Jörg gesiegt, mit einem Abflug mehr bei den beiden Führenden hätte sogar Jürgen gewonnen, der nur interessierter Beobachter war. Wahnsinn.

Schlussendlich war Alex siegreich, trotz seiner Fehler, die im Vergleich zum März wohl auch auf das enorm hohe Gripniveau zurückzuführen waren, da war der F40 dann doch gelegentlich eine Diva. Der Porsche 911GT2 war jedoch nicht minderherausfordernd. Werner und Felix konnten ihr Lied vom zickigen 911er ebenfalls singen. Marcowitsch kam mit den Verhältnissen hingegen gut zurecht, denn die schnellste Rennrunde ging mit 8,094 sec. an ihn, nur denkbar knapp hinter der Polezeit Jörgs. Der 911er verträgt insoweit doch heftige Gripverhältnisse, sofern am Reglerabzug alles stimmt.

Das abschließende Supersprintfinale war im Vergleich dazu direkt langweilig. Keine Einsetzunfälle, Frühstarts oder sonstigen Katastrophen bremsten die dreimal zwei Zeitschnellsten der Klassen ein. Jörg schlug hier zurück, ebenso wie Kevin, der mit seiner Weite sogar Carsten S. überflügelte, während Florian H. ganz nach hinten durchgereicht wurde.

Davon unbeeindruckt griff einzig Knödl wie erwartet die beiden Zusatzpunkte für sich ab. Somit endete gegen 23:20 Uhr ein einzigartiger Rennabend, der große Lust auf eine Fortsetzung im September macht.

Wir sehen uns!

Alex