Ein richtig volles Haus durften wir am Mittwoch am blauen Rund begrüßen, denn mit 19 Starterinnen und Startern kamen bei einem Renntermin unter der Woche satte 4 Startfelder zusammen. Nach dem Unwetter draußen begeisterte der Blick auf das Startfeld drinnen. Da waren richtig schöne Modelle am Start, so z.B. der Carte de France, HIS, Gösser, Pooh oder Red Bull-M1, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Erstmals setzten wir am Mittwoch dabei die einheitlich vorbereiteten und deponierten Renneinsatzreifen ein und wie schon beim Probelauf im letzten Herbst, erlebten auch die zugelosten Poolmotore ihren zweiten Renneinsatz.

Wie sich zeigen sollte, entwickelten die Räder im Rennverlauf zunehmend Grip und die Procars machten mächtig Laune. Damit wir alle optisch länger Freude an den Modellen haben, entschieden wir uns dazu, die Bahnspannung auf 11 Volt abzusenken, um die Heftigkeit möglicher Einschläge zu mildern. Um zusätzlich die Disziplin zu fördern, erhielten Chaosauslöser im Rennverlauf eine 3 Sekunden-Zeitstrafe bei jedem Neustart nach der Unterbrechung. Diese Maßnahmen bewährten sich. Die Modelle kamen in den Rennen ohne Schäden durch die verschiedenen Renngruppen. Keine Dramen mussten somit beweint oder beklagt werden. Ein Glück.

Der Blick auf den Abnahmebogen zeigt, die Gewichte lagen doch sehr eng beieinander. Ulis Pooh war mit 177,4 Gramm der schwerste M1, wobei die Karosse selbst 35,9 Gramm wog. Die beiden leichtesten M1er setzten Roland und Joachim N. ein. Sie erreichten geradeso das Mindestmaß von 175 Gramm bei Karosseriegewichten von exakt 35 Gramm. Ganz genau gemessen, könnte man meinen oder so ähnlich.

Joachims Marlboro M1 unterschied sich übrigens durch die deutlich “höhere” Verklebung und damit in der Karosserieeinbauhöhe von der versammelten Konkurrenz. Da nur die Karosserie die Achsbreite beschränkt, hoffte er, auf diese Weise eine breitere Spur realisieren zu können und davon zu profitieren.

Ich denke, diese Entscheidung war nicht zielführend. Joachims M1 lief zwar richtig flott, gar keine Frage, er wirkte für mich als Rennleiter allerdings schon nervöser, ausgelöst durch den erhöhten Schwerpunkt, was nicht zuletzt auch bei dem einen oder anderen Abflug mehr deutlich wurde.

Daneben lohnt sich künftig der Blick auf die Motorennummern. Die Nummern 6, 10 und 18 machten einen zügigen Eindruck, die 30 zunächst ebenso, denn sonst hätte nach dem Qualifying nicht Bernie mal wieder von der Spitze gegrüßt.

Im Qualifying selbst überraschte Carstens Werks-M1, aber mal anders. Zuletzt boten seine Modelle stets eine überragende Performance und er konnte sich sicher für den Toplauf qualifizieren. Am Mittwoch klappte dieses Unterfangen jedoch nicht. Sein M1 blieb 2-3 Zehntel hinter den zuletzt gezeigten Rundenzeiten zurück. Ob die Motornummer #14 dafür verantwortlich war, die Rennräder, die nicht in der bekannten Art performten oder die Schleifer den Kontakt nicht in der gewünschten Weise herstellen konnten, bleibt dabei offen. Fakt war, dass mehr als ein 9. Qualiplatz nicht herauskam.

Ganz im Gegenteil dazu qualifizierte sich Alex M1 für den Toplauf. Sein Warhol-Kunstwerk lief im Grunde noch nie so richtig, ihm fehlten seit 2019 eigentlich stets 2-3 Zehntel im Vergleich zur Konkurrenz. Carsten gab in der vergangenen Woche die entscheidenden Hinweise, woran es liegen könnte: Leitkiel und Karosseriewackelspiel. Das Wackelspiel machte sich sofort leicht bemerkbar, der unmittelbar vor dem Rennen vorgenommene Leitkieltausch brachte aber den Durchbruch. Das 10-Minutenrollout bestätigte die Funktionsfähigkeit, das Rennen bewies dann völlig Unerwartetes: der M1 kann tatsächlich rennen. Vielleicht auch dank der Motornummer #6…

Im Rennen selbst fielen mir dann einige Phänomene auf. Jörg, Stefan und Uli, unseren Gießener Aktivisten, fehlen doch noch viele Meter Einfahrzeit auf der neuen Bahn. Sie können noch nicht so performen, wie wir es auf der alten Bahn von ihnen gewohnt waren.

Werner hatte hingegen das Akustikmodul an Bord, das ich üblicherweise einsetze. Kreischend laut ging sein französischer M1 um die Ecken und das im Rennverlauf zunehmend lauter. Deshalb rutschte er auch vom 11. Qualiplatz bis auf Rang 14 im Gesamtklassement zurück.

Micha konnte nicht ganz so gut performen wie zuletzt, Joachim S. überflügelte er im Rennen zwar noch, an Vitali biss er sich aber die Zähne aus. Der erreichte mit dem achten Platz ein richtig gutes Ergebnis, nur 22 Teilstriche hinter dem Marlboro-M1 Joachim N’s.

Germars M1 baute seltsamerweise im Rennverlauf genauso ab, warum auch immer, wie Werners Bajuware, denn im Qualifying stand Germar noch als sicherer Vierter in der ersten Startgruppe. Deshalb wurde er von Carsten noch aus der Top-5 verdrängt. Nur zwei Fehler erlaubte sich Carsten, einmal davon blöderweise im letzten Turn auf Spur “5” im Chaosbereich nach Start-Ziel, was ihm eine 3-Sekundenstrafe einbrachte. Ohne diesen Flüchtigkeitsfehler auf Spur “5” und das 5-Sekunden-Standungemach nach dem ersten Spurwechsel (irgendein Fahrer hatte extern Chaos gedrückt) wäre sogar Platz 3 möglich gewesen, trotz zwei fehlender Zehntel in der Spitze im Vergleich zu den Schnellsten. Doch hätte, wäre oder könnte sind schon immer die Hemmschuhe besserer Ergebnisse gewesen, frei nach Kobra Wegmann: “Erst hatte ich kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu!”

Rudi hatte so Platz “4” noch sicher, das Treppchen verlor er aber aus dem Fokus, denn von hinten rollte mit einem immer schneller werden M1 Alex heran, der sogar noch Bernie beunruhigen sollte. Dafür hätte das Rennen aber 2 Minuten länger dauern müssen.

Ganz vorn langweilte sich unterdessen der Magier des Abends, Jürgen. Sein Gunston-M1 bot eine Performance vom anderen Stern. Mehrfach ertönte es “Yippie-ahh-yeahh-Schweinebacke”, während er die dritte Spur befuhr und alle Spurbestzeiten gingen im Rennverlauf an ihn. Da hatte er die versammelte Konkurrenz ganz souverän im Sack. Fünf Runden weiter als der Rest, das nenne ich einmal eine Ansage. Da hatten wir alle nichts zu lachen. Ob die Motornummer #18 da einen Beitrag mit zu leistete, wird irgendwann die Zukunft zeigen.

Hoffentlich, aber das ist sowieso mal wieder ein ganz anderes Thema…