Keine Frage, 18 Jahre sind eine lange Zeit. Menschen erlangen ihre Mündigkeit, Holzrennbahnen das Ende ihrer Lebenszeit, denn während dieser Zeitspanne wurden zig Millionen Runden auf ihr in Kassel gedreht, seit 2006 zunächst in Knobis Cityracecenter, danach kurzzeitig im ersten Halbjahr 2019 im mittlerweile abgerissenen Olof-Palme-Haus und seit 2021, anfangs noch unter den herrschenden Corona-Bedingungen, in Richies Karthalle in Kassel-Niederzwehren als neue Heimat des SRKs. Jetzt ist aber Schluss, alles Neue bringt diesmal jedoch nicht der Mai, sondern der Dezember, dann wird nämlich die neue Bahn aufgebaut.
Gestern Abend sagten noch einmal 20 Starterinnen und Starter im Rahmen des letzten Revolaufs der Saison mehr oder weniger leise Servus zur historischen Bahn, gespannt darauf, wer sich wie klassieren würde. Damit hat die Einstiegsdroge an der Kasseler Bahn nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt, denn auch 2024 spielten insgesamt 43 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen der vier Wertungsläufe mit und trieben kleine Miniaturautos im Maßstab 1:32 um die Bahn.
Die Entscheidungen in den einzelnen Klassen waren dabei im Grunde bereits vor dem Start gefallen: Robse, Micha und Stefan Sch. sicherten sich die Titel in den Kategorien PRO1, PRO2 und AM1. Gratulation.
Micha sicherte sich damit den zweiten Aufstieg in Folge, was kaum ein Wunder ist, vor dem Hintergrund seiner persönlichen Trainingsweiten, die er so abreißt. Bei Robse hält sich die Überraschung ebenfalls in Grenzen, weil Robse nun einmal Robse ist und er keine Fehler macht.
Was Stefan hingegen als weit anreisender Gast an der Bahn leistete und leistet, das ist einfach nur eins: beeindruckend. Sogar Jörg muss mittlerweile kämpfen, um das interne Gießener Duell noch für sich entscheiden zu können, mein lieber Mann.
Die AM2-Kategorie verlässt nach dieser Saison allerdings niemand, denn keiner der hier Startenden war regelmäßig bzw. durchgängig mit von der Partie und verbesserte sich demzufolge auch nicht in dem Maße, dass eine AM1-Klassierung gerechtfertigt wäre. Mal sehen, was 2025 so bringt.
Kleinere Besonderheiten gab es in diesem Rennen aber auch.
Sven hatte endlich mal wieder Dirk im Gepäck und Svens “Ostimport” suchte zum Abschluss an der Kasseler Bahn die Herausforderung, denn er setzte einen gewichtsoptimierten F40 ein, ganz nebenbei: für mich auch noch den schönsten aus dem historischen Revoslotportfolio, nämlich den roten F40-GTE der 1996 Saison, der oben zart unscharf im Vordergrund zu sehen ist und der im Original sogar der McLarenarmada das Leben noch schwer machen konnte.
Mit der Italienerin ging es für Dirk auch richtig vorwärts, denn in der Spitze brannte er sogar eine 8,11 in die Bahn, bei schwierigen, weil extremen Gripbedingungen. Das war schon großartig. Leider war die italienische Diva aber auch eine eben solche. Deshalb blieb am Ende auch “nur” ein achtzehnter Wertungsplatz mit 202,85 Runden. So sind sie halt, die italienischen Schönheiten.
Eine weitere Grazie aus Nippon setzte Marc ein: die Supra ist ein F40 in schlimm, besonders bei den gestrigen Gripverhältnissen. Seine erreichte Weite von 213,48 Runden war aber dafür begeisternd und entsprach einem achten Wertungsplatz, nach Rang “15” im Qualifying. Das war ein ordentlicher Satz im Abendklassement nach vorn.
Für Alex und Thomas war das Abschlussevent ebenfalls etwas ganz besonderes: sie setzten erstmals ihre nagelneuen Nockemann-Regler in einem Wettbewerbslauf ein. Für Thomas war dieser Schritt jetzt nicht so epochal, denn einerseits ist er noch nicht “so” lang dabei und andererseits kannte er den Regler bereits, da er auf ihn im Wettbewerb bereits leihweise zurückgreifen konnte.
Für Alex endete hingegen eine 16jährige ACD-5L-Prägung. Das ist dann schon ein Schritt. Doch bei allem Zweifel, ob dieser wirklich sein musste, das neue Stück ist einfach deutlich feinfühliger und man fährt einfach viel leichter schnell, ohne das Risiko übertreiben zu müssen. So fühlte es sich jedenfalls an und mit der zweitbesten jemals erreichten Revoslotweite war das Abendergebnis jetzt so schlecht nicht.
Und so komme ich am Ende zu der Person, die in diesem Jahr so richtig den Weg an die Kasseler Rennbahn zurückgefunden hat, nach vielen Jahren der Distanz: Ahli. Er fuhr wie gewohnt enorm sicher, flog während der 30 Rennminuten fast gar nicht ab und klassierte sich als Elfter mit satten 210,63 Runden in der Tageswertung.
Was ist daran so bemerkenswert? Ahli ist derjenige, der bereits bei der Installierung der Holzbahn im Cityracecenter mit dabei war. Damit schloss sich sein ganz persönlicher Rennkreis im Kreis der Sloterinnen und Sloter am blauen Rund und gemeinsam sagten wir Tschüss zu einem historischen Stück Kasseler Rennbahngeschichte.
Das wars dann und es ist Zeit für Neues, wir sind gespannt und freuen uns auf das Jahr 2025.
@Alex
toller Bericht dieser Derniére – fühlte sich beim Lesen fast so an, als wäre man dabei gewesen. Und hätte ich jetzt nicht schon zum 2. mal hintereinander den Termin dieses letzten REVO-Rennens des Jahres vergammelt, wäre ich natürlich mit von der Partie gewesen. So werde ich nun auf die Premiere auf der neuen Bahn warten.