So langsam aber sicher beginnt die Abschiedsvorstellung der guten alten City-Race-Center-Bahn aus den 90ern beim SRK. Zwei Monate noch, dann ist die Piste Geschichte und wird aufs Altenteil geschoben. Der Zahn der Zeit hat fraglos an ihr genagt, so wie an der Karosserieanmutung der historischen Modelle, die gestern ausgefahren wurden.
Die Gruppe-C-Panzer aus den 80ern und ganz frühen 90ern sind schon eigen, vergleicht man sie mit heutigen Prototypen. Aufgebaut aus Serienhartplastikbausätzen auf Plafit-SLP2-Chassis mit SRP25-Motoren und 185 Gramm Mindestgewicht. Also relativ einfach aufzubauende Modelle, sofern man sich an den Selbstbau herantraut, wobei die Ergebnisse wirklich etwas fürs Auge bieten.
Immerhin 12 Starter spielten beim vorletzten Saisonlauf mit und es war von Beginn an klar, dass Bernie wieder die Messlatte für alle hochlegen würde. Im freien Training bewies jedoch Joachim N., dass er mittlerweile enorm zugelegt hatte, denn er knallte 6,4er Zeiten auf der Spur 1 in die Bahn. Da war sogar Bernie einigermaßen entsetzt.
Im Qualifying selbst konnte er diese Performance jedoch nicht bestätigen. Es reichte nur zur Startgruppe der zweiten Hälfte, wenn auch nur denkbar knapp. Zwischen dem Qualivierten und dem Neunten lagen weniger als 9 Hundertstel, das hätte auch ganz anders zusammengewürfelt werden können.
Ganz vorn rollten ein 962LM-Langheck, ein C9 und ein Jaguar XJR9, dicht gefolgt von einem 962C-Kurzheck und zwei Mazda 767. Extrem unterschiedliche Modelle bewiesen damit ihre Performanz. Das ist schon klasse.
Im zweiten Feld grüßte Joachim N. mit seinem 962C-Hightail von der Spitze, während sich dahinter ein Kouros-C9, ein Italiya 962C-Kurzheck, ein weiterer XJR9, 962C-Kurzheck und C9 klassierten, alle in verschiedenen Originaldesigns aus Le Mans, der Sportwagenweltmeisterschaft oder IMSA-Sportwagenmeisterschaft. Einer schöner als der andere.
Hier muss man schon etwas genauer hinschauen: Bernies Le Mans 962 von 1988 auf der Basis eines Hasegawabausatzes. Das aufwendig gestaltete originalgetreue Heck entstand im Selbstbau mit angepassten Polystyrol- und selbst gesetzten 3D-Druckteilen. Einfach schick. Im Original wurde der Zuffenhausener damals von dem Trio Bell, Stuck und Ludwig gesteuert, nur denkbar knapp geschlagen, weil die Streckenposten schon vor 16:00 Uhr das Rennen neutralisierten, um den waidwunden XJR9 Jan Lammers zum Sieg zu verhelfen. Man sollte nie den Einfluss Tom Walkinshaws unterschätzen, wie sich damals zeigen sollte. Da sind 24 Stundenrennen auch schon einmal ein paar Minuten kürzer…
In diesem Zusammenhang empfehle ich dringend den zweiten Podcast Klaus Ludwigs in der Alten Schule auf Youtube. Von seinem damaligen Trauma, er war des Nachts mit trockenem Tank ausgerollt und konnte eigentlich nichts dafür, da sich die Benzinfilter des Nottanks zugesetzt hatten – hat er sich bis zum heutigen Tag nicht erholt, denn sein 962 war letztlich das schnellste Auto im Feld, das aber eben nicht gewinnen sollte.
Unsere Rennen lassen sich in dieser Walkinshawform nicht beeinflussen: 5×6 Minuten bleiben 30 Minuten und zu Chaosphasen gab es so gut wie keinen Anlass. Ziemlich ideal verliefen die ersten 28 Minuten und 52 Sekunden für Alex. Dann folgte jedoch sein kleines Trauma – Klaus Ludwig ließ grüßen. Alex war zwar nicht so schnell wie die Konkurrenz unterwegs, drehte aber fehlerfrei mit der japanischen 962-Sau vom Fujirennen 1989 seine Runden, bis Joachims Torno-Hightail gestrandet im Weg stand. Pech. So fiel der Nullfehlerjob dann doch zum Abschied an der Bahn aus. Von Platz 9 ging es im Klassement aber trotzdem rauf auf “5”.
Joachim, als sehr gern gesehener Gast aus der westfälischen Börde, verteidigte unterdessen seinen siebten Qualiplatz, direkt vor Micha, Chrizz und Vitali, während ganz hinten Karsten B. klassiert wurde. Karsten setzte einen Vorjahreswagen Germars ein, den Jägermeister-962C-Kurzheck. Auch er spulte dabei 251 Runden ab und übertraf damit den 50-Rundenschnitt je 6-Minutenturn. Gebummelt hat damit absolut niemand. Ein verdammt hochklassiges und diszipliniertes Gesamtfeld war insoweit in der zweiten Gruppe beisammen. Das hat schon richtig Spaß gemacht.
Rudis Charge-767-Mazda ist wirklich ein schönes Modell, erinnert es doch an den Siegerwagen ´91. Und schnell ist es noch dazu. Doch wie das bei den Schönheiten so ist, sie haben immer etwas zicken- oder divenhaftes. Die orange-grüne 767-Diva macht da keine Ausnahme. Auch sie suchte die Aufmerksamkeit, deutlich mehr als es ihrem Piloten lieb sein konnte. Dass sie schon einmal in Ecken überraschend das Bein hebt und ausspurt, verwundert nur bedingt, der 767-Deckel ist einfach der schmalste im Fahrzeugfeld. Im Vergleich zu Jürgens weiß-blauer Mazdaschönheit verlor die kunterbunte japanische Tanzfee jedoch zusätzlich den sicheren Stromkontakt im Slot.
Dieses Dilemma zog Rudi im Rennverlauf den Zahn und so fiel er vom starken fünften Qualiplatz im Schlussklassement bis auf den vorletzten und damit elften Platz zurück, nur eine knappe Runde vor Karsten kam die Flunder zum Stehen.
Germars TicTac-962C-Kurzheck war ebenfalls unsicherer im Slot unterwegs, warum auch immer? So konnte er den vierten Qualiplatz nicht verteidigen, denn Joachim S. überflügelte ihn mit seinem XJR9 und auch die Weite der Fuji-Sau war nicht in Reichweite.
Im Unterschied dazu machte Jürgen mit seinem 767 Ernst. Im Gegensatz zu Rudi hatte er im Rennen nichts von seinem Speed eingebüßt, denn auch im Renntrimm rief der weiß-blaue Flachmann, wenn auch nur knapp, hohe 6,4er Zeiten ab. Marc konnte das nicht, aber er war im Unterschied dazu fast fehlerfrei unterwegs. Sein C9 hielt als Einziger ein klein wenig den Druck auf Bernie aufrecht.
Klein und wenig. Diese beiden Worte beschreiben es schon realistisch. Bernie zauberte. Mit 6,599 auf der schwierigen und eigentlich langsamen Spur “5” und mit 273,23 Runden in der Gesamtwertung. Annähernd fünf Runden vor Marc. Bernie, der Bekloppte.
Um dies noch einmal genauer einzuordnen: Nicht weniger als sechs Konkurrenten waren überhaupt nicht in der Lage, eine derartige Zeit zu drücken, egal auf welcher Spur. Chapeau, Bernie!
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